Kaum Aufwärtsmobilität durch Bildung in Österreich - Neuer OECD-Bildungsbericht 2014

Der Standard (MI, 10.09.2014) berichtet ausführlich über die neue OECD-Studie "Education at a Glance 2014".

 

Die Ergebnisse des OECD-Berichtes bieten auch einigen Diskussionsstoff – vor allem für Österreich.

von Manfred Sparr

 

Geringe „Aufwärtsmobilität“:

So ist es nur in Deutschland und Tschechien noch schwieriger als in Österreich, durch Bildung sozial aufzusteigen. Vor allem gilt dies für Frauen, was komplett gegen den Trend in den anderen OECD-Ländern ist. Nur 29% der 25- bis 64-jährigen Österreicher haben einen höheren Bildungsabschluss als ihre Eltern. Die besten Länder liegen bei 55%. Haben die Eltern keinen höheren Bildungsabschluss (Sek II), ist die Chance für die Kinder einen Hochschulabschluss zu erreichen minimal (10% - OECD-Durchschnitt: 20%).

Lehrpersonen an Österreichs Schulen bekommen ein hohes Gehalt und verbringen wenig Zeit (35%) in den Klassen:

Mehr als die Hälfte sind über fünfzig Jahre. Zusammen mit der derzeit steilen Gehaltskurve ergeben sich im Vergleich zu den anderen OECD-Ländern hohe Durchschnittsgehälter. Wie die OECD auf ein durchschnittliches Jahresgehalt von € 60.600,- für LehrerInnen in der SEK I kommt, bedarf wohl noch einer kritischen Prüfung. Dazu meint OECD-Bildungsdirektor Andreas Schleicher im Standard-Interview: „In Österreich sind die Lehrergehälter besser, die Klassen kleiner, die Unterrichtstage für die Schüler länger und die Zahl der von den Lehrern geleisteten Unterrichtsstunden geringer als im OECD-Mittel. Das wird von Schülern, Lehrern und Eltern sicher alles positiv bewertet, macht aber das Bildungssystem auch sehr teuer. Und letztlich sollte Österreich dann auch überdurchschnittlich Bildungsleistungen erbringen. Da bleibt viel zu tun.“.

Private Bildungsausgaben für vorschulische Bildung sind in Österreich überdurchschnittlich hoch und für das Studium gering:

Deshalb fordert Schleicher höhere Studiengebühren, denn seiner Meinung nach sind „Studiengebühren in den Hochschulen  sehr viel sinnvoller und sozial gerechter als Studiengebühren im Kindergarten…“ und der „österreichische Steuerzahler verdient an jedem Uni-Absolventen rund 100.000 Euro mehr, als er ausgibt, weil die sehr viel mehr verdienen und deutlich höhere Steuern und Sozialabgaben zahlen.

 

Im Kommentar „Der Lift fährt ohne sie ab - Alte Bildungsungerechtigkeiten bedrohen die Gesellschaft als Ganzes“ auf Seite 32 schreibt Lisa Nimmervoll: „Denn eines ist mittlerweile hinreichend bekannt und belegt: Mehr Bildungschancen für alle nehmen niemandem etwas weg. Mehr höhere Bildung für alle bringt allen etwas und stärkt Gesellschaften nicht nur ökonomisch. Kaum etwas bedroht heute Gesellschaften so sehr wie die inneren ABC-Fliehkräfte der Abgehängten, der Blockierten, der Chancenlosen, derer, die genau sehen, dass es noch immer wirkmächtige, unausgesprochene soziale Platzanweiser gibt.

 

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